Erziehungsstellen, ein Ort für Kinder zum Leben und Wachsen

Erziehungsstellen sind Maßnahmen der Erziehungshilfe nach §34 SGB VIII, das heißt, formal entspricht das einer Unterbringung in einem Heim. Tatsächlich leben die Kinder einer Erziehungsstelle jedoch vollkommen integriert in einer Familie, in der mindestens ein Mitglied eine pädagogische Fachkraft ist. Kinder mit hohem Förderbedarf wachsen in einer Familie auf und werden zugleich fachlich kompetent gefördert und unterstützt. Auf den ersten Blick gleicht dieses Modell dem einer Pflegefamilie. Allerdings ist der Erziehungs- und Förderbedarf in einer sogenannten Erziehungsstelle so groß, dass im Alltag Fachkräfte nötig sind, was in einer Pflegefamilie im Regelfall nicht gewährleistet werden kann.

Erziehungsstelle – pädagogische Arbeit von zuhause aus

Das Kinderzentrum St. Vincent hat eine Erziehungsstelle im Angebot. Die Familie Anton und Christine Schemmerer im Raum Riedenburg betreut dort zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. Die beiden Jungen leben bereits seit über zwei Jahren in der Familie und verzeichnen schon große Fortschritte. Lukas* hat sich so gut entwickelt – auch in der Zusammenarbeit mit den Eltern –, dass er wieder in seine Ursprungsfamilie zurückkehren konnte.

Christine Schemmerer ist Diplom-Sozialpädagogin und Reittherapeutin. Als "Mama auf Zeit" kann sie so sehr gut auf die Kinder eingehen. Sie begleitet und fördert viele Entwicklungsschritte durch das Erleben der Natur oder auch durch den Umgang mit Pferden.
Anton, der "Papa auf Zeit", ist Landwirt und betreibt einen Biobauernhof, auf dem die Familie wohnt. Hier gibt es immer etwas zu tun. Die beiden Kinder finden ständig Möglichkeiten, sich zu beschäftigen; wenn sie wollen, können sie auch auf dem Hof mithelfen. In unmittelbarer Nähe ist viel Wiese und Wald, wo sich die Kinder ausreichend austoben können.

Formal sind die Kinder im Kinderzentrum St. Vincent, zu der das Angebot der Erziehungsstelle gehört, untergebracht. Christine Schemmerer wird als Angestellte des Kinderzentrums voll bezahlt. Von hier aus erhält die Familie auch Unterstützung, Supervision und Beratung. Die Fallsteuerung zum fallführenden Jugendamt wird über die Bereichsleitung des Kinderzentrums geleistet.

Geeignete Familien sind sehr gefragt

Das Kinderzentrum erhält regelmäßig Anfragen von Jugendämtern, die genau nach so einem Angebot für Kinder suchen. Leider ist es nicht leicht, Familien zu finden, die diese Arbeit machen können und wollen. Wenn Sie so eine Familie sind und sich vorstellen können, Kinder im Rahmen einer Erziehungsstelle aufzunehmen, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

* Name geändert

Text: Günther Lindner,
Diplom-Sozialpädagoge (FH) und Univ.
stellvertretender Gesamtleiter

Foto: privat